Erdöl und Erdgas

Erdöl

Wissenswertes über Erdöl

Wissenswertes über Erdöl
Deutschland deckte im Jahr 2020 rund 2 % seines Erdölbedarfs aus heimischer Produktion.
Wissenswertes über Erdöl
Das im Wattenmeer gelegene Erdölfeld Heide-Mittelplate I umfasste im Jahr 2020 mehr als die Hälfte der förderbaren deutschen Erdölreserven.
Wissenswertes über Erdöl
Erdöl entsteht aus Ablagerungen großer Mengen von Plankton.
Wissenswertes über Erdöl
Durchschnittlich lagern Erdölfelder in einer Tiefe von rund 1,5 km. Durch den technischen Fortschritt ist es heute möglich, auch Erdölfelder in 5.000 m Tiefe und darunter zu erschließen.
Wissenswertes über Erdöl
Seit Beginn der Erdöl- und Erdgasförderung in Deutschland wurden insgesamt mehr als 22.000 Bohrungen durchgeführt.
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Geschichte

Seit über 150 Jahren wird Erdöl in Deutschland industriell gefördert. Die erste erfolgreiche Bohrung 1858/59 in Wietze bei Celle gilt als eine der ersten der Welt. Der Höhepunkt der Erdölförderung in Deutschland wurde 1968 mit einer Jahresproduktion von rund 8 Mio. t erreicht. Die sicheren und wahrscheinlichen deutschen Erdölreserven werden zum 1. Januar 2021 auf rund 27 Mio. t geschätzt. Der größte Teil der Erdölreserven lagert im Norddeutschen Becken, vorrangig in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Ende des Jahres 2020 standen 49 Ölfelder in Produktion.

Wirtschaftliche Bedeutung

Mit einem Anteil von rund 34 % am Primärenergieverbrauch ist Erdöl der mit Abstand wichtigste Energieträger in Deutschland, wobei die fossilen Energieträger mit einem Anteil von 76 % im Allgemeinen stark gegenüber den erneuerbaren Energieträgern überwiegen. Im Jahr 2020 betrug die aktuelle heimische Erdölförderung rund 2 % des deutschen Jahresverbrauchs und blieb damit im Vergleich zum Vorjahr gleich. Als einer der größten Mineralölverbraucher weltweit ist Deutschland somit fast vollständig auf den Import von Erdöl und Erdölprodukten angewiesen. Die Rohölimporte verringerten sich gegenüber dem Vorjahr leicht auf rund 83 Mio.t. Sie stammten aus über 32 Ländern im Wert von insgesamt 23,1 Mrd. Euro,¹ wobei 56 % des importierten Rohöls allein auf Russland (28,2 Mio. t), Großbritannien (9,6 Mio.t) und die USA (9,4 Mio. t) entfiel. In Deutschland wurden im Jahr 2020 etwas weniger als 2 Mio. t Erdöl gefördert. Der Anteil an der weltweiten Erdölfördermenge betrug 2020 etwa 0,04 %. Der Wert des in Deutschland geförderten Erdöls lag für 2020 bei geschätzten 528 Mio. Euro, das sind 0,01 % des BIP. Etwa 4,5 % des Gesamtwertes der in Deutschland abgebauten Rohstoffe entfiel im Jahr 2020 auf Erdöl. Damit rangierte Erdöl bei der wirtschaftlichen Bedeutung hinter Braunkohle und Erdgas an dritter Stelle der in Deutschland geförderten fossilen Energierohstoffe und an 7. Stelle aller heimisch abgebauten Rohstoffe. Im internationalen Vergleich der Erdöl produzierenden Länder belegte Deutschland im Jahr 2020 den 58. Platz (1970: 26. Platz). Zum Jahresende 2020 waren im Wirtschaftszweig der Gewinnung von Erdöl in Deutschland 2.008 Personen beschäftigt.2

Gewinnung

Im Jahr 2020 waren in Deutschland 49 Erdölfelder in Produktion. Auf ihnen wurde durch 743 Fördersonden in Bohranlagen (onshore) bzw. auf Förderplattformen (offshore) Erdöl gefördert. Die Erdölfelder Schleswig-Holsteins und Niedersachsens erbrachten 2020 zusammen fast 90% der deutschen Gesamtproduktion. Die restliche Produktion verteilte sich vor allem auf Rheinland-Pfalz sowie Bayern und zu sehr geringen Anteilen auf Hamburg, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das größte deutsche Erdölfeld ist Mittelplate/Dieksand, das sich im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer befindet. Es wird seit 1987 über eine Bohr- und Förderinsel sowie durch Bohrungen vom Festland aus erschlossen. Auf dieses Erdölfeld entfiel 2020 mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Erdölfördermenge.

Verwendung

Erdöl ist ein fossiler Energieträger und dient v.a. als Treibstoff für Verkehrs- und Transportmittel und zur Beheizung von Gebäuden. Erdöl hat in den letzten Jahren um die 94% des Endenergieverbrauchs im Verkehrssektor ausgemacht. Bei der Bereitstellung von Raumwärme beträgt der Erdölanteil rund 23,4%. Zudem wird Erdöl insbesondere in der chemischen Industrie verwendet, beispielsweise für die Herstellung von Plastik, Schaumstoff, Elektronik, Kunst- und Farbstoffen, Waschmitteln, Medikamenten und Kosmetik.

Erdgas

Wissenswertes über Erdgas

Wissenswertes über Erdgas
Erdgas wird im Vergleich zu Kohle und Erdöl erst seit relativ kurzer Zeit als Energieträger genutzt.
Wissenswertes über Erdgas
Bereits seit 100 Jahren wird Erdgas aus deutschen Lagerstätten gewonnen.
Wissenswertes über Erdgas
5 % des Erdgasbedarfs in Deutschland wurde 2020 durch die heimische Produktion gedeckt. Etwa 94 % des geförderten Erdgases stammte aus Niedersachsen.
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Geschichte

Bei einer Bohrung nach Wasser wurde 1910 in Neuengamme, heute ein Stadtteil von Hamburg, Erdgas gefunden. Die Förderung im industriellen Maßstab begann 1913. Bis zum Ende der 1960er Jahre war die heimische Erdgasproduktion allerdings gering – Erdgas erreichte bis dahin nur einen Anteil von rund 1% am primären Energieverbrauch in Deutschland (West). Die Ölkrisen in den 1970er Jahren lenkten den Blick verstärkt auf den Verbrauch von Energie und die Notwendigkeit der Erschließung neuer Energiequellen.

Mit der Entdeckung großer Erdgasvorkommen an der deutsch-niederländischen Grenze und der zunehmenden Umstellung von Stadt- und Kokereigas auf Erdgas stieg die heimische Förderung. Damit einher ging auch ein stetiger Ausbau der Erdgasinfrastruktur (von 12 auf rund 20 Mrd. m³ (Vn)³ Rohgas zwischen 1970 und 2005). Im Jahr 2005 deckte die heimische Erdgasförderung etwa 25 % des deutschen Erdgasverbrauchs. Seitdem ist die Förderung aber rückläufig. Die sicheren und wahrscheinlichen Reserven an Erdgas sind zudem rückläufig. Diese beliefen sich zum 01. Januar 2021 auf rund 43 Mrd. m³ (Vn). Die Abnahme der Erdgasreserven sowie der Erdgasproduktion beruht im Wesentlichen auf der zunehmenden Erschöpfung der Lagerstätten und damit einhergehend deren natürlichem Förderabfall. Auch nennenswerte Neufunde sind in den letzten Jahren ausgeblieben. Für die Abnahme der Reserven war zudem ein über mehrere Jahre andauerndes Gesetzgebungsverfahren mitursächlich, in dem u. a. über die künftigen Anforderungen an den Einsatz der Fracking-Technologie diskutiert wurde und das 2016 in gesetzgeberischen Neuregelungen mündete.

Wirtschaftliche Bedeutung

Mit einem Anteil von rund 26% am Primärenergieverbrauch bleibt Erdgas nach Erdöl der zweitwichtigste Energieträger in Deutschland. Im Jahr 2020 lag die Erdgasförderung in Deutschland bei rund 5,7 Mrd. m³ (Vn) Rohgas und deckte damit nur noch etwa 5% des heimischen Erdgasverbrauchs. Dieser nahm 2020 um ca. 1,3% ab. Im Jahr 2020 wurden 1.674 TWh Erdgas im Wert von insgesamt 18 Mrd. Euro importiert. Das importierte Erdgas stammt aus Russland/GUS (1.121 TWh), Norwegen (349 TWh), den Niederlanden (194 TWh) sowie Belgien (9,6 TWh). Gegenüber dem Vorjahr kam es zu geringfügigen Abnahme der Importe (–1,7%). Ein erheblicher Teil des importierten Erdgases wird allerdings in die europäischen Nachbarländer re-exportiert (814 TWh). Hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung des heimisch geförderten Erdgases lag Deutschland im Vergleich aller Erdgasförderländer im Jahr 2020 auf Platz 48. Der Anteil an der weltweiten Erdgasfördermenge betrug 2020 knapp 0,15%. Der Wert des geförderten Erdgases betrug im Jahr 2020 geschätzt 0,75 Mrd. Euro. Das entspricht rund 0,02% des BIP. Etwa 7% des Gesamtwertes der in Deutschland produzierten Rohstoffe entfiel im Jahr 2020 auf Erdgas. Zum Jahresende 2020 waren in der Erdgasgewinnung in Deutschland 1.275 Personen beschäftigt.

Gewinnung

Etwa 94 % des deutschen Erdgases wurde 2020 in Niedersachsen gefördert. Andere Bundesländer (Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen und Bayern) trugen nur marginal zur Gesamtfördermenge bei. Gefördert wurde das Erdgas auf 73 Erdgasfeldern mittels 406 Fördersonden. Das Erdgasfeld A6/B4 im sogenannten Entenschnabel, im Nordwesten der ausschließlichen Wirtschaftszone der Deutschen Nordsee, ist dabei das einzige deutsche Offshore- Erdgasfeld. 2020 wurde zum letzten Mal eine Erdgasförderung aus diesem Feld berichtet und das Erdgasfeld gilt nun als ausgefördert. Seit 1974 wurden aus dem Feld 9,5 Mrd. m³ Rohgas und 813.000 t Erdgaskondensat gefördert. Wie auch Erdöl tritt Erdgas in unterirdischen Lagerstätten auf. Vergleichbar mit der Erkundung von Erdöl, findet die Exploration von Erdgas vor allem durch seismische Untersuchungen und Erkundungsbohrungen statt. Die Förderung erfolgt über ein mit Zement und Stahl stabilisiertes Bohrloch, in das ein Steigrohr eingebracht wird (Sonde).

Neben der Erschließung konventioneller Lagerstätten wäre die Erschließung nicht-konventioneller Erdgaslagerstätten vorstellbar. Zu den unkonventionellen Lagerstätten zählen Erdgasvorkommen in Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein, zu deren Erschließung „Hydraulic Fracturing“ – kurz „Fracking“ – eingesetzt werden muss. Beim „Fracking“ werden durch Einpressen einer Suspension (Wasser, Stützmittel und Additive) und dem damit einhergehenden Druckanstieg kontrolliert kleine Risse in dem Gestein erzeugt, in dem das Erdgas enthalten ist. Durch diesen Prozess wird das Gas freigesetzt, so dass es durch die Bohrleitungen an die Oberfläche geleitet werden kann.

„Fracking“ in Deutschland wurde viele Jahrzehnte bei der Erschließung konventioneller Lagerstätten angewendet, vor allem in dichten Sandsteinen (meist in größerer Tiefe) und ist langjährig erprobt. Der Einsatz von Fracking zur kommerziellen Erschließung von Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein (d. h. unkonventioneller Lagerstätten) hingegen ist in Deutschland bis auf Weiteres nicht zulässig.⁵ Der Deutsche Bundestag hat bislang keinen Gebrauch davon gemacht, auf Grundlage des 2021 vorgelegten Berichtes der Expertenkommission Fracking das Verbot zu überprüfen. Das Thema Fracking wird in Deutschland weiterhin sehr kontrovers diskutiert.

Verwendung

Als fossiler Energieträger wird Erdgas hauptsächlich in der Industrie (36 %) und in privaten Haushalten (31 %, vorwiegend Heizung) eingesetzt. Daneben erfolgt die Verwendung zur Stromerzeugung (14 %) in Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (12 %) und in der Fernwärme-/Kälteversorgung (einschl. Blockheizkraftwerke; 7 %). Im Verkehr spielt Erdgas als Treibstoff mit 0,2 % eine sehr untergeordnete Rolle. Stoffliche Anwendung findet Erdgas in chemischen Prozessen, wie beispielsweise der Ammoniaksynthese im Haber-Bosch-Verfahren (Stickstoffdüngemittel), der Eisenerzreduktion im Hochofenprozess insbesondere aber auch bei der Herstellung von Wasserstoff durch Dampfreformierung.

1 Eine Auflistung dieser Länder kann hier eingesehen werden: BAFA – Rohöl – RohölINFO Dezember 2020 (Rohölimporte)

2 Bundesagentur für Arbeit (2020) Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen. URL: https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?gtp=15084_ list%253D5&topic_f=beschaeftigung-sozbe-wz-heft .

³ Normvolumen (Vn)

⁴ BfA (2020): Beschäftigte nach Wirschaftszweigen (WZ 2008). URL:  https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/ Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular. html?gtp=15084_list%253D5&topic_ f=beschaeftigung-sozbe-wz-heft

⁵ Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2022). URL: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/fracking.html