Erläuterung zu den Berichtsinhalten
Stand: Februar 2024
Die „Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor“ (Extractive Industries Transparency Initiative – EITI) ist ein globaler Standard, der auf mehr Finanztransparenz und Rechenschaftspflicht bei der Erfassung und Offenlegung von Einnahmen aus der rohstoffgewinnenden Industrie abzielt. Mittlerweile leisten über 50 Staaten weltweit mit der Umsetzung der freiwilligen Initiative auf Grundlage des EITI Standards einen Beitrag zur Bekämpfung von Korruption und Misswirtschaft sowie zur Förderung von Good Governance in diesem wichtigen Wirtschaftssektor.
Umsetzung und Berichtsthemen
Für die Umsetzung des EITI Standards in Deutschland (D-EITI) gründete sich Anfang 2015 eine Multi-Stakeholder-Gruppe (MSG), die aus Vertreterinnen und Vertretern von Regierung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft besteht. Die MSG ist für die Umsetzung der Initiative und die Erarbeitung der EITI Berichterstattung verantwortlich, die regelmäßig entsprechend den Vorgaben des EITI Standards veröffentlicht wird. Seit 2023 werden Informationen und Daten im Laufe des Jahres online veröffentlicht, spätestens jedoch zum Ende des jeweiligen Berichtsjahres.
Ziel der D-EITI Berichterstattung ist es, der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, sich umfassend über die rohstoffgewinnende Industrie in Deutschland zu informieren. Neben der Offenlegung von Zahlungen der rohstoffgewinnenden Industrie an staatliche Stellen sowie umfangreichen Informationen zu staatlichen Einnahmen aus den Sektoren Öl, Gas, Braunkohle, Kali und Steinsalz sowie Steine-und-Erden, umfasst der Bericht umfangreiche Informationen über die Rahmenbedingungen zum deutschen Rohstoffsektor. Darüber hinaus gibt der Bericht einen Überblick zu Themen, die nach Überzeugung der D-EITI MSG für den Rohstoffsektor relevant sind wie der Umgang mit Eingriffen in Natur und Landschaft oder die Auswirkungen der Energiewende und des Strukturwandels auf die Rohstoffförderung in Deutschland. Die Darstellungen gehen über die Anforderungen des EITI Standards (2019) hinaus. Bereits für den vorliegenden fünften Bericht erarbeitete die MSG mit Blick auf die geopolitische Lage und die wirtschaftlichen Herausforderungen ein weiteres Kapitel zum Thema Der Beitrag der heimischen Rohstoffgewinnung zur Versorgungssicherheit unter Einbeziehung der Rolle Deutschlands im internationalen Rohstoffmarkt, welches für den vorliegenden Bericht aktualisiert und erweitert wurde.
Zusammenfassung
Mit dem sechsten D-EITI Bericht (Berichtsjahr 2021) möchte die D-EITI Multi-Stakeholder-Gruppe folgende Informationen über den Rohstoffsektor und seine Rahmenbedingungen besonders in den Fokus stellen:
Die wichtigsten Einnahmen aus der Rohstoffgewinnung auf staatlicher Seite aus der rohstoffgewinnenden Industrie sind die Steuern der allgemeinen Unternehmensbesteuerung (Körperschaftsteuer und Einkommensteuer nebst Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer). Die rohstoffspezifischen Feldes- und Förderabgaben kommen hinzu. Zusammen beliefen sich diese Einnahmen aus der rohstoffgewinnenden Industrie auf rund 487 Mio. Euro im Jahr 2021. Dies entspricht einem Anteil von 0,03 % an den Gesamteinnahmen des Staates. Im Vergleich zum Vorjahr (rund 368 Mio. Euro) sind die Einnahmen um etwa 35% gestiegen.
Die Offenlegung der Zahlungsströme aus der rohstoffgewinnenden Industrie hat Folgendes ergeben: Die im Jahr 2021 durch die am D-EITI Prozess teilnehmenden Unternehmen geleisteten Zahlungen an staatliche Stellen für die Zahlungsströme Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer, Feldes- und Förderabgaben sowie Pachtzahlungen und Zahlungen für die Verbesserung der Infrastruktur beliefen sich auf 215.767.387,48 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr (196.636.734,13 Euro) sind die Einnahmen um 9,7% gestiegen.
Im Jahr 2021 wurden bundesweit – 47 Bergbauberechtigungen in den bei D-EITI betrachteten Sektoren neu erteilt. Zum letzten Stichtag, dem 31. Dezember 2021, wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ca. 1.407 km², d. h. ca. 0,4 % der Landfläche der Bundesrepublik Deutschland als Abbauland (Bergbaubetrieb, Tagebau, Grube, Steinbruch) genutzt.
Der Bericht gibt einen Überblick über den Beitrag des heimischen Rohstoffsektors über die relevanten Energieträger in Deutschland. Der Anteil am Primärenergieverbrauch, der im Rahmen der D-EITI beleuchteten Rohstoffe lag im Jahr 2021 in Deutschland für Erdöl bei rund 32 %, für Erdgas bei 27 % und für Braunkohle bei rund 9,1%, sodass es gegenüber dem Vorjahr relativ wenig Veränderung gab. Der Verbrauch an Steinkohle fiel gegenüber dem Vorjahr höher aus und deckte etwa 8,9 % des Primärenergieverbrauchs ab.
Ein Teil der Exporte aus Deutschland entfällt auf den heimischen Rohstoffsektor. In 2021 (2022) exportierte Deutschland Waren im Wert von insgesamt rund 1,38 Billionen Euro (1,58 Billionen Euro). Dabei entfielen rund 14,1 Mrd. Euro (12,4 Mrd. Euro) auf Waren der rohstoffgewinnenden Industrie, was einem Anteil von 1,02% (0,78%) an den Gesamtexporten entspricht. Der Bereich „Erdöl und Erdgas“ machte mit rund 12,0 Mrd. Euro (9,9 Mrd. Euro) den größten Anteil an den Exporten aus. Dabei handelt es sich allerdings überwiegend um Re-Exporte von Erdgas.
Der Bericht gibt ferner einen Überblick zu den Themen Beschäftigung und Soziales. Zum Jahresende 2021 waren rund 59.000 Menschen in der rohstoffgewinnenden Industrie tätig (ebenso in 2022). Dies entspricht rund 0,17% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland. Verglichen mit dem Berichtszeitraum 2016 (1. D-EITI Bericht) waren im Jahr 2021 ca. 12.000 (2022 ca. 12.300) Arbeitnehmer/innen weniger in der Branche beschäftigt, was überwiegend durch das Auslaufen des Steinkohlenbergbaus bis Ende 2018 bedingt ist.
Die Kachel zum „Beitrag der heimischen Rohstoffgewinnung zur Versorgungssicherheit unter Einbeziehung der Rolle Deutschlands im internationalen Rohstoffmarkt“ wurde um das Thema der Versorgungssicherheit mit Erdgas und temporäre Eingriffe des Staates im Zuge der Energiekrise im Jahr 2022 ergänzt.
Pilotprojekt Finanztransparenz
Für den Bereich der Finanztransparenz, in dem die Zahlungen rohstofffördernder Unternehmen an staatliche Stellen offengelegt werden, hat die MSG auf Bitte des Internationalen EITI Sekretariats ein Verfahren zur alternativen Qualitätssicherung der Zahlungsströme eingeführt, welches sie in den letzten Jahren weiterentwickelt hat.
An die Stelle des Abgleichs der Zahlungen der an D-EITI beteiligten Rohstoffunternehmen mit den Einnahmen der staatlichen Stellen, dem sogenannten Zahlungsabgleich, tritt seit dem dritten Berichtszyklus eine allgemeine und risikobasierte Betrachtung der staatlichen Prozesse. Die Pilotphase ist zwischenzeitlich beendet. Das alternative Verfahren zur Qualitätssicherung wird seit der Pilotierung in enger Abstimmung mit dem internationalen EITI Sekretariat durchgeführt.
Qualitätssicherung der Zahlungsdaten
Die Erhebung der Zahlungen, der Prozess der Qualitätssicherung sowie die Risikobeurteilungen wurden durch einen von der MSG beauftragten, nach dem EITI Standard vorgesehenen Unabhängigen Verwalter durchgeführt und unterstützt. Die Teilnahme der berichtenden Unternehmen erfolgte auf freiwilliger Basis. Der Unabhängige Verwalter hat für den sechsten Bericht festgestellt, dass ein geringes Risiko besteht, dass die Ordnungsmäßigkeit der Zahlungsströme nicht gegeben ist. Daher ist eine Plausibilisierung der Zahlungsdaten ausreichend. Die Qualität der Zahlungsdaten an staatliche Stellen ist damit gesichert.
Der vorliegende sechste D-EITI Bericht wurde von der deutschen MSG in Zusammenarbeit mit dem Unabhängigen Verwalter Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Düsseldorf erstellt.
Unter der Rubrik ‘Zahlungsströme des Rohstoffsektors’ finden Sie die Informationen für das Berichtsjahr 2021. Die übrigen Kacheln enthalten zusätzlich Daten für 2022, sofern verfügbar.
Informationen zum D-EITI Prozess und zur Multi- Stakeholder-Gruppe der D-EITI finden sich unter www.d-eiti.de.
MSG-Ziele der D-EITI
Wir, die Multi-Stakeholder-Gruppe (MSG), bekennen uns zu den im EITI Standard 2019 genannten Grundsätzen und setzen uns daher für die Umsetzung der EITI in Deutschland die folgenden Ziele:
1. eine fristgerechte und für die breite Öffentlichkeit verständliche und zugängliche Berichterstattung zu gewährleisten, die auf einem transparenten, offenen und innovativen EITI Prozess in Deutschland basiert;
2. die Aufbereitung von Kontextinformationen über den deutschen Rohstoffsektor zur Förderung einer breiten rohstoffpolitischen Diskussion, die auch Aspekte der Nachhaltigkeit (Wirtschaft, Umwelt und Soziales) beinhaltet;
3. eine schrittweise auszubauende, nachvollziehbare und verhältnismäßige Berichterstattung an die Bevölkerung zu erreichen, die dem EITI Standard entspricht, und mit der EU-Bilanz- und der EU- Transparenzrichtlinie harmoniert. Gleichzeitig soll ein Mehrwert geschaffen werden;
4. einen Beitrag zur Weiterentwicklung des EITI Standards, seiner Anwendung und Akzeptanz als tatsächlich globalen Standard zu leisten, um das weltweite Streben nach Transparenz und Rechenschaftspflicht und den Kampf gegen Korruption im Zusammenhang mit Rohstoffgeschäften zu unterstützen;
5. Erfahrungen aus dem Multi-Stakeholder-Prozess weiterzugeben, insbesondere in Bezug auf demokratische Teilhabe, Bürgernähe und Wissensvernetzung, sowie aus der EITI Umsetzung in einem föderalen Land;
6. die Glaubwürdigkeit Deutschlands bei der politischen und finanziellen Unterstützung der EITI deutlich zu erhöhen;
7. die dauerhafte Umsetzung der D-EITI mit dem vorgesehenen Multi-Stakeholder-Modell sicherzustellen und durch den Aufbau von Kapazitäten eine breite Diskussion in der Bevölkerung zu ermöglichen.