Kreislaufwirtschaft, insbesondere Recycling
Stand: September 2023
Bedeutung
Deutschland ist als Industrienation in besonderem Maße auf die zuverlässige Verfügbarkeit von Rohstoffen angewiesen. Der Schutz der natürlichen Ressourcen, die sparsame Nutzung von Rohstoffen und die Gewinnung von Sekundärrohstoffen1 aus Abfällen oder Rückständen sind von hoher Bedeutung nicht nur für Mensch und Umwelt, sondern auch für die deutsche Industrie, die bei einer Reihe der von ihr benötigten Rohstoffe von Importen abhängig ist.
Gerade vor dem Hintergrund der global zu verzeichnenden zunehmenden Rohstoffnachfrage, aber auch der Herausforderungen im Kontext des Klimawandels rückt ein zirkuläres Wirtschaften, bei dem bereits in der Produktentwicklung möglichst geschlossene Rohstoffkreisläufe mit wenig Materialverlust angestrebt werden, zunehmend in den Fokus.
Erste gesetzliche Grundlagen für die Abfallentsorgung wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts in einigen Landesteilen entwickelt. Die erste bundeseinheitliche Regelung wurde 1972 mit dem Erlass des Abfallbeseitigungsgesetzes geschaffen.
Rechtliche Grundlagen
Ziel einer modernen Kreislaufwirtschaft ist ein nachhaltiger Umgang mit Wertstoffen u.a. durch ein kreislauffähiges Produkt-Design, langlebige, reparaturfreundliche und gut recyclebare Produkte sowie die Entkoppelung der Abfallmengen von der Wirtschaftsleistung. Damit einher geht der Schutz von Gewässern, Böden und des Klimas, beispielsweise durch die Vermeidung klimaschädlicher Gase aus Deponien und eine Reduzierung von Treibhausgasemissionen und des Energieverbrauchs durch die Nutzung von Recycling-Rohstoffen. In Deutschland gilt bereits seit 2005 ein Deponierungsverbot für unbehandelte Siedlungsabfälle, um die Entstehung klimaschädlicher Gase aus Abfalldeponien spürbar zu reduzieren.
Mit der Novelle des Elektro- und Elektronikgeräte- gesetzes (ElektroG) und dem Erlass der Verordnung über Anforderungen an die Behandlung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten, die zum 1. Januar 2022 in Kraft getreten sind, wurde die Produktverantwortung für Elektrogeräte ausgeweitet. Die Bundesregierung hatte damit die bereits für Händler/innen von Elektrogeräten bestehenden Rücknahmepflichten auf große Discounter, Supermärkte und weitere Lebensmitteleinzelhändler/innen ab einer Ladenfläche von 800 m² erweitert. Damit wird das Sammelnetz verdichtet, damit Verbraucher/innen Elektro- und Elektronik- Altgeräte leichter entsorgen können und diese frühzeitig vom unsortierten Siedlungsabfall getrennt werden. Durch die Behandlungsverordnung wurden die bestehenden Anforderungen, die im Wesentlichen auf die Schadstoffentfrachtung, also dem gezielten Entfernen von Schadstoffen und schadstoffbelasteten Produkten aus Abfällen, ausgerichtet waren, um das Ziel der Ressourcenschonung und damit der verstärkten Rückgewinnung ressourcenrelevanter Stoffe konkretisiert.
Auch mit der Novelle des Verpackungsgesetzes2, die im Wesentlichen am 3. Juli 2021 in Kraft getreten ist, wurden weitere Regelungen zum in Bezug auf Verpackungen bereits bestehenden System der erweiterten Herstellerverantwortung getroffen. Zudem müssen z. B. Letztvertreiber/innen seit dem 1. Januar 2023 Mehrwegverpackungsalternativen beim Inverkehrbringen von Lebensmitteln für den Sofortverzehr in Einwegkunststoffverpackungen und von sogenannten To-Go-Einweggetränkebechern anbieten. Des Weiteren ist ein verpflichtender Mindestrezyklatanteil für bestimmte Einwegkunststoffgetränkeflaschen ab dem 1. Januar eingeführt worden.
Im Rahmen der Umsetzung der Gesetzesnovelle Richtlinie (EU) 2019/904 (EU Einwegkunststoffrichtlinie) wurde zunächst durch die Einwegkunststoffverbotsverordnung (EWKVerbotV)3 das Inverkehrbringen von bestimmten Einwegkunststoffprodukten (z. B. Besteck, Teller, Trinkhalme aus Kunststoff und To-Go Verpackungen und Becher aus expandiertem Polystyrol) verboten. Die Verbote sollen dazu beitragen, Kunststoffe entlang der Wertschöpfungskette nachhaltiger zu bewirtschaften, das achtlose Wegwerfen von Abfällen zu verringern und die Meeresvermüllung zu bekämpfen. Diesen Zielen dient auch die Einwegkunststoffkennzeichnungs- verordnung (EWKKennzV), die dazu beitragen soll, den Verbrauch von Produkten aus Einwegkunststoff weiter zu reduzieren. Nach der EWKKennzV müssen Einwegkunststoffprodukte künftig eine Kennzeichnung tragen, die darauf hinweist, dass eine unsachgemäße Entsorgung negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Die Einrichtung eines Einwegkunststofffonds stellt schließlich den finalen Schritt der Umsetzung der EU-Einwegkunststoffrichtlinie in nationales Recht dar. Für bestimmte Einwegkunststoffprodukte (wie To-Go-Lebensmittelbehältnisse, Tüten- und Folienverpackungen, Getränkebecher und -behälter, leichte Tragetaschen, Feuchttücher, Luftballons sowie kunststoffhaltige Tabakfilter(produkte)) wird die erweiterte Herstellerverantwortung eingeführt. Zentrales Element ist die Bildung und Verwaltung eines Einwegkunststofffonds, die rechtliche Grundlage bildet das Einwegkunststofffondsgesetz (EWKFondsG). In den Fonds zahlen die Hersteller der betroffenen Einwegkunststoffprodukte jährlich eine Abgabe ein. Aus dem Fonds erhalten die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger und die sonstigen anspruchsberechtigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts Ersatz für die ihnen entstandenen Kosten im Hinblick auf die erbrachten Leistungen zur Abfallbewirtschaftung und zur Reinigung des öffentlichen Raumes sowie für Sensibilisierungsmaßnahmen. Diese Kosten werden bislang von der Allgemeinheit getragen. Die Abgabe ist erstmals 2025 auf Basis der im Kalenderjahr 2024 in Verkehr gebrachten Produktmenge zu leisten. Der Einwegkunststofffonds soll dazu beitragen, die Sauberkeit des öffentlichen Raums zu fördern sowie die Vermüllung der Umwelt mit Einwegkunststoffprodukten zu reduzieren.
Die Regelungen zum Export von Kunststoffabfällen aus der EU wurden zum 1. Januar 2021 durch Änderungen der europäischen Verordnung über die Verbringung von Abfällen verschärft. Die Änderungen gehen zurück auf im Mai 2019 beschlossene Änderungen des Basler Übereinkommens und im September 2020 beschlossene Änderungen eines OECD-Beschlusses. Danach ist der Export von gefährlichen Kunststoffabfällen und von ungefährlichen schwerer verwertbaren Kunststoffabfällen aus der EU in Nicht-OECD-Staaten verboten. Für den Export von ungefährlichen leichter verwertbaren Kunststoffabfällen aus der EU in Nicht- OECD-Staaten gelten weitere Beschränkungen entsprechend der Verordnung (EG) Nr. 1418/2007.
Mit der neuen Ersatzbaustoffverordnung4 als Teil der sog. Mantelverordnung werden erstmalig bundeseinheitlich und rechtsverbindlich Anforderungen an die Herstellung, die Qualitätssicherung und den Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe in bestimmte technische Bauwerke festgelegt. Mineralische Ersatzbaustoffe im Anwendungsbereich der Verordnung sind u. a. Recycling-Baustoffe aus Bau- und Abbruchabfällen, Schlacken aus der Metallerzeugung und Aschen aus thermischen Prozessen. Durch die Ersatzbaustoffverordnung werden die Ziele der Kreislaufwirtschaft unterstützt. Zudem soll die Akzeptanz für den Einsatz von Ersatzbaustoffen verbessert werden. Die Mantelverordnung ist am 1. August 2023 in Kraft getreten.
Abfallaufkommen und -verwertung
Das gesamte Abfallaufkommen in Deutschland lag im Jahr 2021 brutto bei 411,5 Mio. t und ist nach dem bisherigen Höchststand 2018 (417,2 Mio. t) weiter gesunken. Bau- und Abbruchabfälle machen mit einer Menge von 222,o Mio. t etwas mehr als die Hälfte des Gesamtbruttoaufkommens (ca. 53,9 %) aus. Das Aufkommen an Siedlungsabfällen, Sekundärabfällen (Abfällen aus Abfallbehandlungsanlagen), mit 51,8 Mio. t und der übrigen Abfälle, die insbesondere aus Produktion und Gewerbe stammen, mit rund 49,6 Mio. t, lagen etwas darunter. Rund 29,9 Mio. t Abfall entstand aus der Gewinnung und Behandlung von Bodenschätzen.
Rund 336,9 Mio. t Abfälle wurden im Jahr 2021 verwertet, davon 288,5 Mio. t stofflich und 48,1 Mio. t energetisch.5 Die Verwertungsquote aller Abfälle ist in den letzten zehn Jahren bei gleichzeitigem Anstieg der Abfallmenge kontinuierlich von 74,3 % (2006) angestiegen und liegt in den letzten Jahren stabil bei 82% (2021).6 Die Verwertungsquote bemisst den Anteil (Input) der gesammelten Abfälle, der einem stofflichen oder energetischen Verwertungsverfahren zugeführt wird. Die (input-orientierte) Recyclingquote, also der Anteil der recycelten oder zur Wiederverwendung vorbereiteten Abfälle, liegt in den letzten Jahren konstant bei rund 70 %.7
Beim Recycling werden Abfälle so aufbereitet, dass gewonnene Rohstoffe zur Substitution primärer Rohstoffe für neue Produkte genutzt werden können, während bei der Vorbereitung zur Wiederverwendung Produkte unter anderem durch Reparaturen wieder ihrem ursprünglichen Nutzungszweck zugeführt werden. Für die stoffliche Verwertung von Abfällen, und insbesondere das Recycling, ist in Deutschland ein flächendeckendes Netz von mehr als 14.4008 Vorbehandlungs-, Behandlungs-, Sortier- und Aufbereitungsanlagen aufgebaut worden, das neben chemisch-physikalischen, biologischen und mechanischen Behandlungs- auch Bodenbehandlungsanlagen, Bauschuttaufbereitungsanlagen, Sortier- sowie Demontageanlagen etc. umfasst.
Beispiele für Recycling- und Einsatzquoten9
Weißblech aus privatem Endverbrauch wurde 2020 in Deutschland zu 91,4 Prozent stofflich verwertet. Auch die Recyclingrate für den Gesamtverbrauch von Weißblech liegt seit 2006 stabil um 90 Prozent.10 Rund 18,8 Mio. t Stahlschrotte wurden 2021 bei der Stahlproduktion eingesetzt. Das entspricht einer Einsatzquote von 46,6 %.11 2020 wurden rund 2,25 Mio. t Nichteisenmetalle (wie Kupfer, Aluminium, Zink, Bronze, Blei, Messing) produziert. Davon waren rund 1,04 Mio. t Sekundärmetalle, was einem Anteil von rund 46,3 % entspricht.12
- Papier/Pappe/Kartonagen, die überwiegend getrennt gesammelt werden, erreichen eine Recyclingquote von nahezu 100 %.17 Die Einsatzquote von Altpapier lag 2021 bei 79 %.18 Durch die Rückgewinnung werden Primärrohstoffe wie Holz, Kaolin und Kalk, aber auch Wasser und Energie eingespart. Allerdings ist Papier nicht unbegrenzt recyclingfähig, da die Fasern beim Recyceln immer kürzer werden, so dass immer wieder Frischfasern zugeführt werden müssen.
- Bei der Sammlung für Behälterglas liegt die Recyclingquote bei ebenfalls nahezu 100 %.19 Jede Glasverpackung besteht heute aus bis zu 60 % Recyclingglas, bei Grünglas liegt der Anteil sogar bei einer Einsatzquote von 95 %20. Durch die Rückgewinnung des Glases wird die Nachfrage nach dem Primärrohstoff Quarzsand gesenkt.
- Die über die dualen Systeme gesammelten Verpackungskunststoffe wurden 2021 insgesamt zu 65,5 Prozent werkstofflich verwertet (recycelt). In Summe wurden damit im Jahr 2021 rund 5,9 Mio. t gebrauchte Verpackungen aus dem privaten Endverbrauch einer Verwertung zugeführt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von rund 3 %.21 Rund 35 % der gesamt angefallenen Kunststoffabfälle (1,96 Mio t von 5,67 t) wurden 2021 insgesamt werkstofflich verwertet, 64% der Rest der Kunststoffabfälle wurde energetisch verwertet und 0,4 Prozent rohstofflich oder chemisch verwertet.22 Die gegenüber den Vorjahren z.T. deutliche abweichenden Recyclingquoten für 2021 ergeben sich aus der geänderten Datenerhebung auf Basis des EU-Durchführungsbeschlusses 2019/665 im Verpackungsbereich. 23
- Die Recyclingquote für Elektroaltgeräte lag im Jahr 2021 bei 84,5 % und die Verwertungsquote bei fast 98%. Allerdings wurden 2021 nur knapp 39% der durchschnittlich in den drei Vorjahren in Verkehr gebrachten Elektroaltgeräte auch tatsächlich gesammelt. 24 Um diese Menge weiter zu steigern und die von der EU seit 2019 vorgegebene Sammelquote von 65 % zu erreichen25, hat die Bundesregierung mit der Novelle des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes 2021 die bereits für Händler/innen von Elektrogeräten bestehenden Rücknahmepflichten nun auf große Discounter, Supermärkte und weitere Lebensmitteleinzelhändler/innen ab einer Ladenfläche von 800 m² erweitert. Dadurch soll das Sammelnetz verdichtet werden, damit Verbraucher/ innen Elektro- und Elektronik-Altgeräte leichter entsorgen können und diese frühzeitig vom unsortierten Siedlungsabfall getrennt werden. Diese Maßnahmen werden aber vermutlich erst in den nächsten Jahren spürbar greifen.
Im Bausektor werden rund 90% der anfallenden ungefährlichen mineralischen Bau- und Abbruchabfällen umweltgerecht verwertet. Durch die Aufbereitung von mineralischen Bauabfällen konnten im Jahr 2020 76,9 Mio. t Recycling-Baustoffe hergestellt werden. Diese wurden zu 50,3 % im Straßenbau, zu 23 % im Erdbau, zu 7,2 % in sonstigen Anwendungen (u. a. Deponiebau) und zu 19,5 % als Gesteinskörnungen in der Asphalt- und Betonherstellung eingesetzt.26
Die Bau- und Entsorgungswirtschaft leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und ressourceneffizienten Gesellschaft. Sie erfüllt mit der Sammlung, Sortierung und werkstofflichen bzw. energetischen Verwertung von Abfällen nicht nur eine wichtige ökologische Funktion, sondern versorgt auch unsere Wirtschaft mit Rohstoffen. Insgesamt stellt sie mittlerweile ein Sechstel der in Deutschland benötigten Rohstoffe bereit.27 Die Recyclingwirtschaft trägt zudem maßgeblich zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands bei.28 Sie bietet rund 209.100 Beschäftigten in etwa 7.200 kommunalen und privaten Betrieben einen Arbeitsplatz und erzielt einen Umsatz von etwa 48,3 Mrd. Euro.29 Die Bruttowertschöpfung beträgt 30,3 Mrd. Euro.32 Mit der Substitution von Primär- durch Sekundärrohstoffen sind häufig auch signifikante Einspareffekte z. B. beim Energieverbrauch verbunden. 31
Zukünftige Herausforderungen/Ausblick
Deutschland hat eine Reihe von Anstrengungen unternommen, um Stoffkreisläufe besser zu schließen und ressourcenschonender zu wirtschaften. Dennoch gibt es verschiedene Bereiche, in denen Potential für Verbesserungen besteht.
Beispielsweise werden derzeit hauptsächlich die schweren, leicht rückgewinnbaren Rohstoffe bzw. Massenmetalle wie Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium oder sehr werthaltige Edelmetalle recycelt. Dies liegt neben den ökonomischen Vorteilen auch an der Systematik der bestehenden Recyclingquoten, die zu einer Vernachlässigung der Rückgewinnung gering konzentrierter Sonderelemente beiträgt. Hier besteht Handlungs- bzw. Nachholbedarf, insbesondere im Hinblick auf die für neue Entwicklungen benötigten strategisch wichtigen Rohstoffe, deren Gewinnung unter ökologischen und menschenrechtlichen Gesichtspunkten zuweilen problematisch ist.32 Sie werden teils in sehr geringen Mengen z. B. in Elektrogeräten, Handys, Computern, Solarpanels und Leiterplatten eingesetzt. Auch wenn eine Rückgewinnung teilweise technisch möglich und ökologisch sinnvoll wäre, lässt sie sich wirtschaftlich oft noch nicht darstellen. Hier muss es darum gehen, die Forschung und Entwicklung weiter voranzutreiben und vor allem dafür zu sorgen, dass neue Verfahren und Technologien auf den Markt kommen.
Ein sehr ressourcenintensiver Wirtschaftssektor ist der Bausektor. Hier ist bezogen auf die Masse nicht nur der Rohstoffverbrauch sehr hoch, sondern es fallen gerade hier auch die größten und relevantesten Abfallströme an. Zwar werden diese schon heute zu über 90 % verwertet, doch bei dieser Art der Verwertung handelt es sich meist um keine hochwertige Verwertung im Sinne eines Recyclings, sondern um eine Nutzung im Deponiebau, zur Verfüllung von Abgrabungen oder als Unterkonstruktion beim Wegebau. Bauabfälle auf Gipsbasis werden sogar zu großen Teilen auf Deponien abgelagert, obwohl sich gerade Gips in einem geschlossenen Stoffkreislauf führen ließe. Insgesamt werden die Möglichkeiten einer höherwertigen Nutzung von Bauabfällen, z. B. als Zuschlagsmaterial bei Beton im Hochbau kaum genutzt, hier besteht noch Entwicklungspotenzial.
Im Koalitionsvertrag haben sich die Koalitionspartner vorgenommen, die Kreislaufwirtschaft als effektiven Klima- und Ressourcenschutz, Chance für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Arbeitsplätze zu fördern. In diesem Zusammenhang wurde das Ziel der Senkung des primären Rohstoffverbrauchs und geschlossener Stoffkreisläufe vereinbart. Dazu soll der bestehende rechtliche Rahmen angepasst, klare Ziele definiert und abfallrechtliche Vorgaben überprüft werden. Die Dialogplattform Recyclingrohstoffe hat in ihrem am 19. Oktober 2023 vorgelegten Abschlussbericht 33 insgesamt 94 Handlungsoptionen zur Stärkung des Recyclings von Metallen und Industriemineralen identifiziert. Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft schlagen in dem Bericht für acht stoffstromspezifische Bereiche übergreifend folgende Maßnahmen vor:
- Recyclingfreundliches Produktdesign,
- klare Leitplanken und Rahmenbedingungen,
- Kreislaufwirtschaft stärker als übergreifendes Thema in der Gesetzgebung insgesamt verankern,
- Potenziale der Digitalisierung stärker nutzen (bspw. in der Sammlung, Erfassung, Sortierung).
In einer „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ sollen weiterhin bestehende rohstoffpolitische Strategien gebündelt werden.34 Die Erarbeitung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) findet in einem breiten Diskussionsprozess innerhalb der Bundesregierung, mit den gesellschaftlichen Akteur/ innen und mit der Wissenschaft statt.35 Sie wird mit einem Forschungsvorhaben unterstützt. Der Dialogprozess mit einer breiten Einbeziehung der Akteure und Akteurinnen hat im Frühjahr 2023 begonnen und die Strategie soll im Jahr 2024 beschlossen werden.
Rohstoffstrategie und Kreislaufwirtschaftsstrategie sollen dabei eng miteinander verzahnt werden und sich wechselseitig ergänzen. Die Rohstoffstrategie unterstützt Unternehmen bei einer sicheren, verantwortungsvollen und der Nachhaltigkeit verpflichteten Rohstoffversorgung inklusive der Nutzung von Sekundärrohstoffen. Übergeordnet sollten zudem begleitende oder ergänzende Finanzierungsinstrumente geprüft werden, die eine Nachfrage nach Recycling-Rohstoffen absichern und über entsprechende Investitionen diese Technologien zeitnah auf den Markt kommen.
1 Der Deutsche Naturschutzring (DNR) (2023): Glossar. URL: https://www.dnr.de/rohstoffpolitik-20/glossar/grundbegriffe/primaer-und- sekundaerrohstoffe/ (Abruf am 4. Juli 2023).
2 Gesetz zur Umsetzung von Vorgaben der Einwegkunststoffrichtlinie und der Abfallrahmenrichtlinie im Verpackungsgesetz und in anderen Gesetzen vom 9. Juni 2021.
3 Verordnung über das Verbot des Inverkehrbringens von bestimmten Einwegkunststoffprodukten und von Produkten aus oxo-abbaubarem Kunststoff (EWKVerbotV) vom 20. Januar 2021.
4 Verordnung über Anforderungen an den Einbau von mineralischen Ersatzbaustoffen in technische Bauwerke (ErsatzbaustoffV) vom 9. Juli 2021.
5 Stoffliche Verwertung im Sinne dieses Gesetzes ist jedes Verwertungsverfahren mit Ausnahme der energetischen Verwertung und der Aufbereitung zu Materialien, das für die Verwendung als Brennstoff oder als anderes Mittel der Energieerzeugung bestimmt Zur stofflichen Verwertung zählen insbesondere die Vorbereitung zur Wiederverwendung, das Recycling und die Verfüllung (§ 3 Abs. 23a KrWG). Die energetische Verwertung meint hingegen die Aufbereitung von Abfällen für die thermische Verwertung durch Verbrennung. Ein Teil der Abfälle wird aber auch verbrannt, um sie zu beseitigen.
6 Destatis (2023): Abfallbilanz 2021. URL : https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Abfallwirtschaft/Tabellen/liste-abfallbilanz-kurzuebersicht.htl#647044 (Abruf am 17. Juli 2023).
7 Destatis (2023): Abfallbilanz 2021.
8 Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) (2024): Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024. URL: https://statusbericht-kreislaufwirtschaft.de/ (Abruf am 13. Februar 2024).
9 Die Recyclingquote (errechnet nach dem Gewicht der in Recyclinganlagen eingebrachten Abfälle) unterscheidet sich von der Einsatzquote (Anteil der tatsächlich recycelten Materialien sowie ihrem tatsächlichen Einsatz in der Produktion).
10 Fachverband Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling (bvse) (2022): Recycling Nachrichten. URL: https://www.bvse.de/schrott-elektronikgeraete- recycling/nachrichten-schrott-eschrott-kfz/8234-weissblechverpackungen-aus-privatem-endverbrauch-zu-91-4-prozent-stofflich-recycelt.html (Abruf am 4. Januar 2024).
11 Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (2023) Pressemitteilung – Schrottverbrauch der Stahlwerke in 2022 um 10% gesunken. URL: https://www.bvse.de/schrott-elektronikgeraete-recycling/pressemitteilungen-schrott/9783-bvse-schrottverbrauch-der-stahlwerke-in-2022-um-10-prozent-gesunken.html (Abruf am 01. September 2023).
12 Wirtschaftsvereinigung Metalle (2020): Metallstatistik 2020. URL: https://www.wvmetalle.de/presse/alle-publikationen/artikeldetail/?tx_artikel_feartik el%5Bfile%5D=e4ce262942322d1d9c622a02d74ca25da153e069&tx_artikel_feartikel%5Bsrc%5D=7990&tx_artikel_feartikel%5Baction%5D=download& (Abruf am 1. September 2023).
13 Aluminium Deutschland e.V.: Nachhaltigkeit und Recycling. URL: https://www.aluminiumdeutschland.de/themen/nachhaltigkeit-und-recycling/ (Abruf am 4. Januar 2024).
14 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) (2022): – Rohstoffsituation 2021 URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/rohsit-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Abruf am 01. September 2023).
15 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) (2022): – Rohstoffsituation 2021 URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/rohsit-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Abruf am 01. September 2023).
16 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) (2022): – Rohstoffsituation 2021 URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/rohsit-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Abruf am 01. September 2023).
17 Destatis (2023): Abfallbilanz 2021.
18 Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (2023) Chancen und Grenzen des Altpapierrecyclings. URL: https://www.bvse.de/papier-recycling-2/chancen-grenzen.html#:~:text=In%20Deutschland%20erreichte%20die%20Altpapier,Es%20gibt%20jedoch%20Grenzen (Abruf am 1. September 2023).
19 Destatis (2023): Abfallbilanz 2021.
20 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2020): Energiewende in der Industrie. Potenziale und Wechselwirkungen mit dem Energiesektor. Branchensteckbrief der Glasindustrie. URL: Branchensteckbrief der Glasindustrie (bmwk.de)
21 Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (2022). Verwertungsmengen Verpackungen privater Endverbrauch 2018-2021. URL: https://www.verpackungsregister.org/fileadmin/Auswertungen/ZSVR_Auswertung_Recyclingquoten_2018-2021.pdf (Abruf am 1. September 2023).
22 BKV (2022) Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunstoffen, S.32. URL: https://www.bkv-gmbh.de/files/bkv-neu/studien/Kurzfassung_Stoffstrombild_2021_13102022_1%20.pdf (Abruf am 1. September 2023).
23 BKV (2022) Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunstoffen, S.9. URL: https://www.bkv-gmbh.de/files/bkv-neu/studien/Kurzfassung_Stoffstrombild_2021_13102022_1%20.pdf (Abruf am 1. September 2023).
24 BMUV (2023). Berichtspflicht gemäß Art. 16 Absatz 4 der Richtlinie 2012/19/EU über Elektro- und Elektronikaltgeräte. URL: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Abfallwirtschaft/elektronikgeraete_daten_2021_bf.pdf (Abruf am 14. Februar 2024).
Destatis (2023). Zur Erstbehandlung angenommene Elektro- und Elektronikaltgeräte 2021. URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Abfallwirtschaft/Tabellen/erstbehandlung-ers-2021.html?nn=211528 (Abruf am 1. September 2023).
25 Umweltbundesamt (2023). Sammlung und Verwertung von Elektro- und Elektronikaltgeräten: Drei Kennzahlen zählen. URL: https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/elektro-elektronikaltgeraete#sammlung-und-verwertung-von-elektro-und-elektronikaltgeraten-drei-kennzahlen-zahlen (Abruf am 13. Februar 2024).
26 Verbund der deutschen Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft und der Entsorgungswirtschaft (2023). Kreislaufwirtschaft Bau. URL: https://kreislaufwirtschaft-bau.de/ (Abruf am 1. September 2023).
27 Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. (2016): Studie „Die Nachfrage nach Primär- und Sekundärrohstoffen der Steine-und-Erden-Industrie bis 2035 in Deutschland“ URL: https://www.baustoffindustrie.de/fileadmin/user_upload/bbs/Dateien/2016-04-07_BBS_Rohstoffstudie.pdf (Abruf am 9. Juli 2023).
28 Der Statusbericht der Kreislaufwirtschaft wird alle zwei Jahre veröffentlicht und umfasst auch die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen der Technik und des Handels, in der Statistik zur Kreislaufwirtschaft. URL: https://statusbericht-kreislaufwirtschaft.de/ (Abruf am 7. Februar 2024).
29 Umsatzzahlen: Destatis: Statistisches Unternehmensregister. Rechtliche Einheiten nach Wirtschaftsgruppen und Größenklassen des Umsatzes im Berichtsjahr 2021 (Wirtschaftsgruppen 38.1; 38.2; 38.3; 39.0)
Beschäftigtenzahlen: Bundesagentur für Arbeit (2022) – Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2022): Tabellen, Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen (WZ2008), Stichtag Dezember 2021, WKZ 38 und 39. URL: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/202112/iiia6/beschaeftigung-sozbe-wz-heft/wz-heft-d-0-202112-xlsx.xlsx?__blob=publicationFile&v=1 (Abruf am 13. Februar 2024).
30 Destatis (2024) URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/Publikationen/Downloads-Inlandsprodukt/inlandsprodukt-endgueltig-pdf-2180140.pdf?__blob=publicationFile Seite 112 (WZ 37-39) (Abruf am 7. Februar 2024).
31 Umweltbundesamt (2019): Stoffstromorientierte Ermittlung des Beitrags der Sekundärrohstoffwirtschaft zur Schonung von Primärrohstoffen und Steigerung der Ressourcenproduktivität. URL: Stoffstromorientierte Ermittlung des Beitrags der Sekundärrohstoffwirtschaft zur Schonung von Primärrohstoffen und Steigerung der Ressourcenproduktivität (umweltbundesamt.de) (Abruf 17. Juli 2023).
32 Hierzu zählen die 17 Metalle der Gruppe der Seltenen Erden wie Neodym, aber auch Konfliktrohstoffe wie Zinn, Tantal (Coltan), Wolfram oder auch Platin und Lithium.
33 Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023). Pressemitteilung: Mehr Versorgungssicherheit durch Recycling von Metallen und Industriemineralen – Dialogplattform Rohstoffrecycling überreicht Abschlussbericht. URL: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/10/20231019-mehr-versorgungssicherheit-durch-recycling-von-metallen-und-industriemineralen.html (Abruf am 20. Oktober 2023); Dialogplattform Recyclingrohstoffe (2023). Abschlussbericht. URL: Dialogplattform Recyclingrohstoffe – Publikationen (Abruf am 20. Oktober 2023)
34 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2023). Nationale Kreislaufstrategie. URL: https://www.bmuv.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/kreislaufwirtschaft/nationale-kreislaufwirtschaftsstrategie-nkws (Abruf am 01. September 2023).
35 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2023). Nationale Kreislaufstrategie – Informationsplattform. URL: https://dialog-nkws.de/bmuv/de/home (Abruf am 01. September 2023).